Erster Weltkrieg und
    Besatzung 1918-1930
    in Rheinland-Pfalz

    Paul Tirard

    Französischer Beamter und Präsident der Interalliierten Rheinlandkommission 1920-1930, geb. 1879, gest. 1945

    Paul Tirard[Bild: Unknown (Library of Congress's Prints and Photographs division) [gemeinfrei]]

    Paul Tirard wurde 1879 in Nogent-le-Rotrou als Sohn eines einflussreichen Lokalpolitikers geboren. Nach seinem Jurastudium in Paris begann ab 1903 seine Karriere als Beamter beim französischen Staatsrat. So war er u.a. im Kolonial- und Justizministerium tätig. Vor dem Ersten Weltkrieg war Tirard als Chef der Zivilverwaltung zuletzt an zentraler Stelle beim Aufbau eines französischen Protektorats in Marokko beteiligt. [Anm. 1]

    Im Ersten Weltkrieg diente der Offizier als Leiter der Zivilverwaltung in den französisch besetzten Gebieten des Elsass. Mit dem Sieg der Alliierten wurde der Verwaltungsbeamte ab 1918 Chef der Besatzungsverwaltung im Rheinland. Nach der Gründung der Interalliierten Rheinlandkommission (HCITR) im Zuge des Rheinlandabkommens bekleidete Tirard ab 1920 das Amt des Präsidenten des Gremiums. In dieser Position war der Spitzenbeamte gleichzeitig der Vertreter Frankreichs in der Kommission. Dieser gehörten darüber hinaus Vertreter aus Belgien, Großbritannien und den USA an. Die Rheinlandkommission mit Sitz in Koblenz war von 1920 bis 1930 als oberste zivile Behörde für alle Gebiete zuständig, die von den Besatzungsmächten kontrolliert wurden. [Anm. 2]

    Paul Tirard (links) mit dem amerikanische Kommissar Henry T. Allen (rechts) im Jahr 1923[Bild: Karl Albert Zimmermann [gemeinfrei]]

    Tirard versuchte bei seiner Amtsführung die Sicherheitsinteressen Frankreichs durchzusetzen. So sollte die rheinische Bevölkerung auf einen pro-französischen Kurs eingestellt werden. In diesem Zuge wurden beispielsweise separatistische Bewegungen unterstützt und unliebsame Personen ausgewiesen. [Anm. 3] Seine Politik war jedoch immer auf einen Ausgleich der sich oft widersprechenden Interessen des Heimatlandes, der lokalen Bevölkerung sowie der übrigen Besatzungsmächte ausgerichtet. [Anm. 4] Die gute Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden war dafür unerlässlich. Mit der Räumung des Rheinlandes und der Auflösung der HCITR im Jahr 1930 endete die Tätigkeit Tirards. Nach 1930 veröffentlichte er einige Erinnerungen zur alliierten Rheinlandbesatzung und verstarb zurückgezogen im Jahr 1945. [Anm. 5]

    Verfasser: Jan Brunner

    Erstellt am: 09.04.2020

    Anmerkungen:

    1. Tirard, Paul, in: „Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik“ online. URL: https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/0000/adr/adrsz/kap1_2/para2_73.html (Aufruf am 09.04.2020).  Zurück
    2. Pawley, Margaret: The Watch on the Rhine. The Military Occupation of the Rhineland, 1918-1930. London/New York 2007, S. 21-23, 128ff. Zurück
    3.  Gembries, Helmut: Rheinlandkommission, in: Historisches Lexikon Bayerns. URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Rheinlandkommission (Aufruf am 09.04.2020); Pawley, Occuparion, S. 51f.  Zurück
    4. Pawley, Occupation, S. 134f.  Zurück
    5. Theis, Kerstin: Paul Tirard, in: Internetportal Rheinische Geschichte. URL: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/paul-tirard/DE-2086/lido/57c93fddacbaa5.48066651 (Aufruf am 09.04.2020).  Zurück