Erster Weltkrieg und
    Besatzung 1918-1930
    in Rheinland-Pfalz

      

    Der Erste Weltkrieg und die Besatzungszeit im Spiegel der Forschungsliteratur

    Das Titelblatt der Ehrenchronik der Gemeinde Hechtsheim[Bild: Archiv Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte]

    Auf der Suche nach Literatur zum Ersten Weltkrieg sowie zur anschließenden Besatzungszeit in Rheinland-Pfalz stößt man nicht selten auf ältere Stadt- und Ortschroniken, die beide Themen nur sporadisch behandeln. Dabei wird häufig ein direkter Zusammenhang zwischen dem Ersten Weltkrieg mitsamt seinen Folgen und dem Zweiten Weltkrieg hergestellt. Ein Grund dafür ist die anfangs weit verbreitete Meinung, in der Erfahrung des Ersten Weltkriegs mentalitätsgeschichtlich – insbesondere in Deutschland – eine Destabilisierung zu sehen. Diese habe sich in der Zwischenkriegszeit gerade im Rheinland und der Pfalz auch durch das Besatzungsregime fortgesetzt und schließlich ihren Höhepunkt im Zweiten Weltkrieg erreicht. Diese vieldiskutierte These war es auch, die die frühen wissenschaftlichen Gesamtdarstellungen bestimmte. Ihr Ergebnis war die Relativierung des sogenannten „Geist von 1914“. Hatte man zuvor angenommen, dass unmittelbar vor Kriegsbeginn flächendeckend eine allgemeine Kriegsbegeisterung im Kaiserreich um sich gegriffen habe, so weiß man heute, dass vor allem in ländlichen Regionen nahe der Grenze auch gegenteilige Gefühle aufkamen. Dies betraf besonders jene Bewohner der Grenzgebiete links des Rheins, die sich nach dem Kriegsende mit den unmittelbaren Folgen der als fremd wahrgenommenen Besatzungsmacht typo3/#_msocom_1konfrontiert sahen. Diese Eindrücke galt es in den letzten Jahrzehnten nachzuvollziehen, sodass die Geschichtswissenschaft ihren Blick mehr und mehr auf Erfahrungen des Einzelnen an der Front und im Kriegs- bzw. Besatzungsalltag in der Heimat richtete. Neue regional- und alltagsgeschichtliche Werke dokumentierten in der Folge die Veränderungen im individuellen und kollektiven Bewusstsein der Menschen von damals.

    Das 1923 Rheinland-Tagebuch des amerikanischen Generals Henry T. Allen[Bild: IGL-Bildarchiv]

    Der Zweite Weltkrieg fand jedoch weitaus mehr Niederschlag in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft, da er aus naheliegenden Gründen tiefer im kollektiven Bewusstsein verankert war. Gleiches gilt für die alliierte Besatzung von 1945 bis 1949, die im Vergleich zur Besatzungszeit zwischen 1918 und 1930 deutlich öfter Gegenstand der Forschung war.

    Wie groß dennoch das öffentliche Interesse am Ersten Weltkrieg und seinen Folgen auf das tägliche Leben des „kleinen Mannes" war, zeigte sich erstmals am 90. Jahrestag 2004 bzw. 2008. Schon damals bewirkte das Gedenkjahr einen immensen Zuwachs an wissenschaftlichen Einzel- und Gesamtstudien. Kriegschroniken, Tagebücher und Feldpost wurden veröffentlicht, Internetportale erstellt und auch Presse und Medien nahmen sich des Themas an.

    Jetzt, mehr als 100 Jahre nach Ausbruch des Krieges, scheint insbesondere das historische Forschungsinteresse abermals gewachsen zu sein. Dieses verlagert sich seit 2018 zunehmend auf die Zeit der Weimarer Republik. So sind auch auf diesem Themengebiet neue Publikationen entstanden, die eine andere Perspektive auf den Ersten Weltkrieg, die Heimatfront und das besetzte Gebiet eröffnen, sodass wir Ihnen neben anschaulichem Quellenmaterial frei zugängliche Aufsätze und Biographien zusammengestellt haben. Darüber hinaus können Sie in die von uns erstellte Ausstellung und die damit verbundene Handreichung hineinlesen.