Hessische Regionalzeitungen aus dem Ersten Weltkrieg
- Titelblatt des Nassauer Anzeigers vom 24. August 1918[Bild: HLB RheinMain [CC-BY-SA 4.0]]
Regionalzeitungen stellten für die ländliche Bevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts eine der wichtigsten Informationsquellen dar. Obwohl in den Lokalblättern die Folgen des Krieges auf das alltägliche Leben der Menschen besonders gut nachvollzogen werden können, sind sie häufig nur in Archiven oder Bibliotheken einzusehen. Das Digitalisierungsprojekt „1914-1918. Der Erste Weltkrieg in Spiegel hessischer Regionalzeitungen“ macht diese spannenden Quellen nun online verfügbar und einem breiteren Leser:innenkreis zugänglich. Die hessischen Hochschul- und Landesbibliotheken stellen die Digitalisate von über 120 Regionalzeitungen mit insgesamt mehr als 500.000 Seiten aus dem Zeitraum 1914-1918 zur Verfügung. Neben den Quellen, die mithilfe einer Volltextsuche erschlossen werden können, führen zahlreiche Texte auf der Website in den historischen Kontext ein.
Das Projekt erfasst auch zahlreiche Zeitungen aus Orten, die heute zu Rheinland-Pfalz gehören. Beispielsweise ist die Wormser Volkszeitung digital erfasst. Außerdem sind Blätter aus dem ehemaligen Herzogtum Nassau, wie die Diezer Zeitung und der Nassauer Anzeiger, abrufbar. Letzterer berichtete in seiner Ausgabe vom 24. August 1918 von der vergünstigten Verteilung grüner Bohnen und dem Diebstahl von Schweinefleisch; beide Meldungen verdeutlichen die Nahrungsmittelknappheit, unter der die Bevölkerung im letzten Kriegsjahr litt. In den Artikeln der Lokalpresse werden außerdem Abweichungen von der offiziellen Propaganda deutlich. In derselben Ausgabe findet sich unter dem Titel „Rückkehr zur Eisen- und Steinzeit“ ein kritischer Kommentar, der den Krieg als zivilisatorischen Untergang beschreibt: „Man hat uns das goldene Zeitalter versprochen und wir kehren zum eisernen Zeitalter zurück. Und wenn es auch Eisen nicht mehr geben wird – wir gehen ja ein bißchen verschwenderisch damit um – werden wir sicher zur Steinzeit zurückkehren.“
Die Digitalisate sowie die Aufsätze zum historischen Kontext sind unter hwk1.hebis.de abrufbar.