Militärischer Alltag
Viele amerikanische und französische Soldaten hatten bereits über längere Zeit im Krieg mitgekämpft. Sie wünschten sich vor allem, bald wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Sowohl die USA als auch Frankreich tauschten während der Besatzung einen Teil ihrer Truppen aus. So bildeten bei den Amerikanern jüngere, unerfahrenere, aber möglicherweise auch weniger durch Kriegserlebnisse belastete Soldaten die American Forces in Germany (A.F.G.), die die Army of Occupation ab Sommer 1919 ablösten.
Frankreich griff auf etwa ein Fünftel Kolonialtruppen zurück, weil viele Franzosen nach vier Jahren an der Front heimkehren wollten. Sicherlich war damit auch eine gewisse Demütigung der Deutschen beabsichtigt. Zugleich spielte die Befürchtung, dass der einfache Poilu bei einem längeren Aufenthalt in Deutschland den Kommunismus mit nach Hause bringen könnte, eine Rolle. Die durch deutsche Propaganda vor allem den Kolonialtruppen vorgeworfenen Verbrechen wie Vergewaltigungen wurden von französischer Seite streng überprüft, waren aber in der Regel haltlos.
Allerdings änderte ein Wechsel der Truppen nichts daran, dass viele Soldaten ihre Familien vermissten und sich in Deutschland langweilten. In der Regel mussten sie präsent sein, hatten aber kaum weitergehende Aufgaben als militärischen Drill und die Bewachung der Kasernen, Depots und Brücken am Rhein.
Die militärischen Befehlshaber waren sich der Gefahr von Exzessen oder Übergriffen bewusst. Dementsprechend organisierten sie in Zusammenarbeit mit zivilen Einrichtungen wie der YMCA Aktivitäten für die Doughboys und die Poilus, zum Beispiel Sportangebote von Pferderennen über Boxen bis hin zu Baseball.
In der amerikanischen Zone prägten auch kulturelle Veranstaltungen wie Circus, Musikvorführungen, z.B. Jazzkonzerte oder Tanzkränzchen, die Lebenswelt der US-Soldaten. Viele unternahmen Ausflüge ins Rheintal oder besichtigten historische Gebäude. Abends sprachen allerdings die Soldaten häufig alkoholischen Getränken zu, was im Rheinland – im Gegensatz zu den USA – grundsätzlich erlaubt war. Deutsche durften ihnen diese daher nur zu bestimmten Uhrzeiten verkaufen
Texte und Redaktion:
Dr. Walter Rummel (Landesarchiv Speyer), Dr. Hedwig Brüchert; Dr. Ute Engelen, Marion Nöldeke, Dr. Kai-Michael Sprenger (alle Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.), Franziska Blum-Gabelmann M.A. (Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach), Dr. Eva Heller-Karneth (Museum Alzey), Dr. Armin Schlechter (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek)