Erster Weltkrieg und
    Besatzung 1918-1930
    in Rheinland-Pfalz

    0.Fritz Haber

    Professor für physikalische Chemie, geb. 1868, gest. 1934

    Fritz Haber 1905[Bild: Bundesarchiv, Bild 183-S13651 / [CC-BY-SA]]

    Fritz Jacob Haber wurde am 9. Dezember 1868 als Sohn von Siegfried und Paula Haber in Breslau geboren und starb am 29.1.1934 in Basel. Als Professor für physikalische Chemie wurde er vor allem durch das „Haber-Bosch-Verfahren“ berühmt. Schon vor dem Ersten Weltkrieg widmete er sich der Herstellung von synthetischen Ammoniak, der später zum wichtigsten strategischen Rohstoff wurde. Während des Ersten Weltkrieges war er an der Entwicklung und dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen beteiligt.

    0.1.Jugend und Lehrzeit

    Seine Jugend verbrachte Fritz Haber größtenteils in Breslau, wo er im Alter von 17 Jahren sein Abitur am Sankt Elisabeth-Gymnasium absolvierte. Obwohl sein Vater ihn zu einer kaufmännischen Ausbildung drängte, um später einmal in das eigene Farbengeschäft einsteigen zu können, begann er 1886 mit dem Chemiestudium in Heidelberg und Berlin. 1891 promovierte er dort bei Carl Liebermann. Nach dem Militärdienst arbeitete er ab 1894 an der Technischen Universität Karlsruhe im Bereich der Brennstoffchemie. Eine Studie über den pyrogenen Zerfall und die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen, aus der die entstand, führte zu seiner Promotion und bildete die Grundlage der später entwickelten „Haberschen Regel“. Diese bestand wesentlich in der Erkenntnis, dass das Produkt aus der Konzentration eines Giftstoffes und der Dauer der Verabreichung konstant sind). 1898 wurde er zum Professor für technische Chemie ernannt, woraufhin er drei Semester lang Studien zur elektrischen Reduktion organischer Nitroverbindungen durchführte. Die Ergebnisse gingen später als „Habersches Schema“ in die Lehrbücher ein. Als einflussreicher Wissenschaftler wurde er 1902 von der Deutschen Bunsengesellschaft in die USA delegiert. Er selbst hatte Vorlesungen von Robert Bunsen gehört. Sein Auftrag bestand darin, die Deutsche Bunsengesellschaft zu repräsentieren und die Industrie- und Lehrmethoden in Deutschland und den vereinigten Staaten zu vergleichen.

    0.2.Die Jahre vor und während dem Ersten Weltkrieg

    Gemeinsam mit Adolf König arbeitet Fritz Haber 1907 an der Synthese von Ammoniak aus Wasserstoff und dem Stickstoff aus Luft. Im Gegensatz zu den Versuchen anderer Wissenschaftler wie z.B. Walther Nernst versuchten die beiden mit neuen Ansätzen, beispielsweise mit einer geringeren Temperatur, zu arbeiten und so neue Erfolge zu erzielen. Schon bald nach den ersten veröffentlichten Resultaten begann eine feste Zusammenarbeit zwischen Haber und der BASF. Seine Lehrtätigkeiten führte er währenddessen weiter aus. Die folgenden Arbeiten Habers wurden finanziell von dem heute noch bestehenden rheinland-pfälzischen Unternehmen unterstützt und gemeinsam mit der Forschungsabteilung der BASF, insbesondere mit Carl Bosch, dem Vorsitzenden des Chemiekonzerns I.G. Farben, ausgeführt. Die 1809 von Haber entwickelte Ammoniaksynthese diente zunächst der Herstellung von Mineraldünger und damit der Verbesserung der Landwirtschaft. 1912 wurde der „Haber-Bosch-Verfahren“ zum Vorreiter aller Hochdruckverfahren und das synthetische Ammoniak der BASF im Weltkrieg zu einem der wichtigsten strategischen Rohstoffe, da nun nicht nur Kunstdünger, sondern auch Brennstoff in großen Mengen hergestellt werden konnte.

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    Clara Immerwahr (Chemikerin, *21.06.1870 in Polkendorf bei Breslau; †2. 05. 1915 in Dahlem bei Berlin)

    1911 wurde Haber als Direktor des von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft neu gegründeten Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie eingesetzt. Gemeinsam mit seiner Frau Clara Immerwahr, ebenfalls Chemikerin und eine der ersten promovierten Frauen überhaupt, zog er in eine Villa in unmittelbarer Nachbarschaft zum Institut. So konnte er sich nun völlig seiner Arbeit widmen. Im Oktober 1914 meldet Haber sich als Kriegsfreiwilliger und beschäftigte sich mit der Ammoniakproduktion bei der BASF. Ziel war es, mit einem gezielten Chlorgasangriff die erstarrten Kriegsfronten im Westen zu lösen. Dazu sollten mit Chlorgas gefüllte Flaschen an der Front eingegraben und abgeblasen werden. Trotz der Skepsis der Generäle bekam Haber bald die Erlaubnis für einen Großversuch. In Köln organisierte, plante und überwachte er das Abfüllen der Stahlflaschen und führte erste Testläufe durch. Am 22. April 1915 wurde der Gasangriff schließlich bei Ypern in Flandern ausgeführt. Knapp 6000 Gasflaschen mit rund 150 Tonnen Chlorgas kamen hier zum Einsatz und führten zu dem Tod mehrere Tausend französischer Soldaten. Eine weitere indirekte Folge war der Selbstmord seiner Frau Clara Immerwahr, die die Tätigkeiten ihres Mannes öffentlich kritisierte und sich kurze Zeit nach dem Angriff mit seiner Dienstwaffe erschoß. Auch der aus dieser Ehe hervorgegangene Sohn Hermann beging 1946 in den USA Selbtsmord. 1917 heiratete Fritz Haber Charlotte Nathan und zeugte mit ihr zwei Kinder. 10 Jahre später wurde die Ehe geschieden.

    Bei Kriegsende arbeiteten 150 auserwählte Chemiker unter Haber. Talentierte Nachwuchschemiker holte Haber an sein Institut, darunter die späteren Nobelpreisträger James Francke, Otto Hahn und Gustav Hertz. Das Institutsgelände, sowie die Privatvilla Habers standen Tag und Nacht unter militärischem Schutz.

    0.3.Kriegsende und letzte Lebensjahre

    Fritz Haber 1918[Bild: gemeinfrei]

    Nach dem Krieg wurde Fritz Haber als Kriegsverbrecher angeklagt. Gegen die Anklage eines Verstoßes gegen die Haager Landkriegsordnung entgegnete Haber, dass das französische Militär mit dem Gaskrieg begonnen hätte, dies ist jedoch nicht belegt. Des Weiteren versuchte er zu beweisen, dass der Einsatz von chemischen Kampfstoffen nicht nutzlos, sondern für deutsche Truppen kampfentscheidend war und dass der chemische Krieg nicht grausamer als sonst gewesen sei. Nur 3-4% der Gaserkrankungen hätten zum Tod geführt, sofern die Truppen sich ausreichend mit Gasmasken geschützt hätten. Der Ausschuss des Deutschen Reichstages ließ die Anklage fallen, da „ weder von der Deutschen noch von der Französischen Regierung noch, so weit bekannt, von einer anderen kriegführenden oder neutralen Macht […] gegen die Gaskrieg-Maßnahmen irgendwelche Proteste erhoben worden“ sind. Haber konnte seine Forschungen fortführen und erhielt 1919 (nachträglich für das Jahr 1918) den Nobelpreis für physikalische Chemie. Eine Weltreise 1924/25 mit einem durch gute deutsch- japanische Beziehungen triumphierenden Empfang in Japan führte zur Gründung von Habers „Japan-Institut“. Bis zu seinem Tod 1934 forschte Haber vermehrt auf seinem alten Fachgebiet der technischen Chemie. Vor allem widmete er sich der Problemforschung der Reaktionskinetik und –Mechanik und der Katalyse der Atomstruktur. Außerdem versuchte er sechs Jahre lang erfolglos Gold aus dem Meer zu gewinnen, um die deutschen Reparationszahlungen tilgen zu können. Im Nationalsozialismus war er als vom Judentum konvertierter Christ gegen die NSDAP und ihre Politik. Der antisemitische Druck der Nationalsozialisten stieg, sodass Haber 1933 alle seine Ämter niederlegen musste und nach England auswanderte. Bis zu seinem Tod führte er in Cambridge einige letzte Studien aus.

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    Verfasser: Jasmin Gröninger

    Erstellt am: 01.06.2014

    Nachweise:

    Abelshauser, Werner (Hg.): Die BASF. Eine Unternehmensgeschichte, München 2002

    Jaenicke, Erna; Jaenicke, Johannes, „Haber, Fritz Jacob“, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S.386-89 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118699814.html

    Stolzenberg, Dietrich: Fritz Haber, Weinheim 1994