Erster Weltkrieg und
    Besatzung 1918-1930
    in Rheinland-Pfalz

    0.Zur Ausweisung von Walther Dörr, Regierungspräsident des oldenburgischen Landesteiles Birkenfeld vom 26. Oktober 1923 bis 14. Januar 1924

    Autor: Otmar Seul

    Erstellt am: 18.01.2024

    1.1.Bericht des Regierungspräsidenten Dörr an das Staatsministerium des Freistaates Oldenburg vom 25. Februar 1924

    Walther Dörr, Regierungspräsident des oldenburgischen Landesteiles Birkenfeld, wurde am 26. Oktober 1923 von der französischen Besatzungsmacht ins unbesetzte rechtsrheinische Gebiet ausgewiesen. Nach seiner durch "Intervention rheinischer Bekannter" erfolgten "Rückberufung" nach Birkenfeld am 14. Januar 1924 meldet sich Dörr beim französischen Militärverwalter Major Bastiani zurück. Während der anschließenden Unterredung gibt er zu, im Vorfeld der Ausrufung der "Rheinischen Republik" in Birkenfeld (30. Oktober) im Falle einer Konfrontation mit einer separatistischen "Übermacht" vor "Notwehrhandlungen", wie dem Gebrauch von Schusswaffen, nicht zurückgeschreckt zu haben. Infolge seiner Anordnung von Schutzmaßnahmen für die öffentliche Verwaltungs- und Dienstleistungseinrichtungen setzt sich Dörr - so meldet Paul Tirard, Frankreichs Hoher Kommissar in der Alliierten Rheinlandkommission in Koblenz für die besetzten linksrheinischen Gebiete, seiner Regierung in Paris - "höchstpersönlich an die Spitze der Gegenkundgebungen" und trägt damit "zur Störung der bislang im vollen Umfang gewährleisteten öffentlichen Ordnung bei". [Anm. 1] Am 26. Oktober wird Dörr ins unbesetzte rechtsrheinische Gebiet ausgewiesen. Dieselbe Maßnahme trifft Birkenfelder Beamte, die in den folgenden Tagen der "Rheinischen Republik" die Gefolgschaft verweigern.

    Nach dem Scheitern der von Birkenfelder Autonomisten mit französischer Unterstützung durchgesetzten "Birkenfelder Republik" (14. Juli - 7. November 1919) war mit dem linksliberalen Idarer Landtagsabgeordenten Walther Dörr erstmals ein Politiker der oldenburgischen Exklave mitten in der preußischen Rheinprovinz zum Regierungspräsidenten der (damaligen) "Provinz Birkenfeld" gewählt worden. [Anm. 2]

    Nach der Übernahme der Regierungsmehrheit in Oldenburg durch die Nationalsozialisten wird Dörr im Oktober 1932 durch die Regierung Carl Röver zwangspensioniert, nachdem sich eine Gerüchtekampagne gegen ihn wegen Unterschlagung und Hochverrats als haltlos erwiesen hat. Im Verlaufe der Gebietsbereinigungen vom 26. Januar 1937 (Groß-Hamburg-Gesetz) wird der oldenburgische Landesteil Birkenfeld im nationalsozialistischen Deutschland in die preußische Rheinprovinz integriert und als "Landkreis Birkenfeld" dem Regierungsbezirk Koblenz zugeteilt.

    Schreiben des Reg. Präsidenten der oldenburg. Exklave Birkenfeld, Dörr, vom Februar 1924[Bild: NLA OL Best. 136 Nr. 3630/2 - Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesarchivs - Abteilung Oldenburg]
    [Bild: Dokument aus dem Archivale NLA OL Best. 136 Nr. 3630/2 - Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesarchivs - Abteilung Oldenburg]
    [Bild: Dokument aus dem Archivale NLA OL Best. 136 Nr. 3630/2 - Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesarchivs - Abteilung Oldenburg ]
    [Bild: Dokument aus dem Archivale NLA OL Best. 136 Nr. 3630/2 - Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesarchivs - Abteilung Oldenburg]
    [Bild: Dokument aus dem Archivale NLA OL Best. 136 Nr. 3630/2 - Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesarchivs - Abteilung Oldenburg]

    Anmerkungen:

    1. Seul, Otmar: 1923: "Separatismus" im oldenburgischen Landesteil Birkenfeld unter französischer Militärverwaltung im Spiegel französischer Quellen, 18.1.2024, in: https://www.1914-1930-rlp.de/index.php?id=23999Zurück
    2. Seul, Otmar: Die Birkenfelder Republik 1919, 12.6.2021, in: www.regionalgeschichte.net, URN: urn:nbn:de:0291-rzd-022202-20210630-7Zurück