Erster Weltkrieg und
    Besatzung 1918-1930
    in Rheinland-Pfalz

    Interaktion mit den Alliierten

    General Allen mit dem französischen General Couraud[Bild: National Archives Washington, D.C.; Sammlung Dr. John Provan, Kelkheim]

    Im Laufe der Rheinlandbesatzung gab es immer wieder Unstimmigkeiten zwischen den vier Besatzungsmächten. Aus amerikanischer Sicht machte es wenig Sinn, Deutschland dauerhaft zu schwächen. Vielmehr war man an einer möglichst raschen Erholung der Weltwirtschaft interessiert. Großbritannien pochte einerseits auf die Erfüllung der Reparationszahlungen, wünschte zugleich aber ein Gleichgewicht der Mächte auf dem Kontinent, in dem Deutschland ein Gegengewicht zu Frankreich darstellte. Frankreich dagegen sah in jeglichem Wiederaufstieg Deutschlands eine Bedrohung. Schon in den Verhandlungen zum Versailler Vertrag hatten die Franzosen versucht, das westliche Rheinland dauerhaft zu annektieren. Es bestand penibel auf der Erfüllung der Bestimmungen des Versailler Vertrages. Jede Zuwiderhandlung sollte hart sanktioniert werden. Immer wieder drohte Frankreich mit der Besetzung des Ruhrgebiets. Zudem unterstützten die Franzosen die Separatistenbewegung im Rheinland und in der Pfalz. Belgien war wie Frankreich stark vom Krieg getroffen und folgte weitgehend der französischen Deutschlandpolitik.

    Der französische Marschall Philippe Pétain dekoriert einen amerikanischen Soldaten am 18. Juli 1919 in Koblenz[Bild: National Archives Washington, D.C.; Sammlung Dr. John Provan, Kelkheim]

    Zur Koordination der gemeinsamen Rheinlandbesetzung wurde eine Interalliierte Rheinlandkommission als oberste Zivilbehörde geschaffen und ihr die Verwaltung des besetzten Rheinlands unterstellt. Die Besatzungsmächte waren je mit einem Hochkommissar in der Kommission vertreten, deren Anordnungen Gesetzeskraft haben sollten. Damit verfolgte man das Ziel einer Umwandlung der militärischen in eine zivile Besatzung. Ihren Sitz bezog die Rheinlandkommission im Oberpräsidium in Koblenz. Vorsitzender wurde der französische Hochkommissar Paul Tirard (1879–1945). Die amerikanischen Interessen vertrat der ehemalige Geschäftsmann Pierrepont B. Noyes (1870–1959). Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 nahm die Rheinlandkommission ihre Arbeit offiziell auf.

    Karte des besetzten Rheinlands und der Ruhrbesetzung Ende 1923. Die amerikanische Besatzungszone wurde von französsichen Truppen übernommen[Bild: Lothar Velling (Relief: maps-for-free.com) [gemeinfrei]]

    Nun stand General Allen vor einem Problem. Der US-Senat hatte den Vertrag von Versailles nicht ratifiziert. Dadurch erhielt die Interalliierte Rheinlandkommission auch keinerlei Kompetenzen in der amerikanischen Besatzungszone. Sowohl die militärische als auch die zivile Verwaltung unterstanden weiterhin General Allen. Um die Autorität der Rheinlandkommission nicht zu untergraben, veröffentlichte Allen die Anordnungen der Kommission unter seinem eigenen Namen. Der amerikanische Hochkommissar Noyes blieb in der Kommission fortan als inoffizieller Vertreter der USA ohne Stimmrecht. Allerdings wurde er im Mai 1920 von der US-Regierung abberufen und durch General Allen selbst ersetzt. Trotz seines Beobachterstatus’ nahm Allen hier eine wichtige Rolle ein, denn seine Meinung hatte durchaus Gewicht.

    In den Sitzungen der Rheinlandkommission traten die bestehenden unterschiedlichen deutschlandpolitischen Ziele der vier Besatzungsmächte mehr als deutlich zutage. Franzosen und Belgier forderten eine harte Gangart gegenüber Deutschland, wohingegen Briten und Amerikaner eine moderate Vorgehensweise bevorzugten. Mit der bevorstehenden Ruhrbesetzung Anfang 1923 drohte der Konflikt zwischen den Lagern endgültig zu eskalieren.

    Sitzung der Interalliierten Rheinlandkommission, um 1920. In der unteren Reihe, zweiter von links: Major General Henry T. Allen in zivil[Bild: Stadtarchiv Koblenz]

    Texte und Redaktion: Marc Holzheimer M.A., Hauke Petersen M.A., Benjamin Pfannes B.A., Dr. Kai-Michael Sprenger