Erster Weltkrieg und
    Besatzung 1918-1930
    in Rheinland-Pfalz

    4. Die Bedeutung der Rheingrenze für Frankreich

    Marschall Ferdinand Foch, Georges Clemenceau, David Lloyd George, Vittorio Emanuele Orlando und Sydney Sonnino bei der Friedenskonferenz in Versailles 1919[Bild: Bain News Service (ca. 1919) [gemeinfrei]]

    Die Phase von November 1918 bis zum endgültigen Abschluss des Versailler Friedensvertrags im Juni 1919 wurde sowohl in der französischen Innenpolitik als auch zwischen den drei Westalliierten intensiv zu äußerst kontroversen Diskussionen über die den Besiegten aufzuerlegenden Bedingungen genutzt. Denn Franzosen, Briten und US-Amerikaner hatten durchaus unterschiedliche Vorstellungen zu diesem Thema.

    Die französische Sicht erläuterte der Oberkommandierende der Alliierten Heere, Marschall Ferdinand Foch, am 10. Januar 1919 in einer Note an die Bevollmächtigten der Alliierten: Das Deutschland von 1914 sei von preußisch-militaristischem und antidemokratischem Geist durchdrungen gewesen, und gegen dieses System habe die Entente mit Hilfe der USA „den Kampf im Namen des Rechts und der Freiheit der Völker“ bestanden. Um Deutschland an einem weiteren Angriffskrieg zu hindern, müssten ihm gegenüber Abwehrmaßnahmen ergriffen werden. Dies gelte umso mehr, als das revolutionäre Russland als Bollwerk gegen Deutschland auf absehbare Zeit ausfalle. Durch den Sieg der Alliierten hätten diese „Friedenspfänder erlangt, deren Preisgabe die künftige Erhaltung des Friedens gefährden würde. Wegen der materiellen und geistigen Verfassung Deutschlands“ und „wegen seiner zahlenmäßigen Überlegenheit über die demokratischen Länder Westeuropas“ müsse der Rhein zur Erhaltung des Friedens „unerlässliche militärische Grenze“ sein. In den von deutschen Truppen geräumten und von den alliierten Streitkräften besetzten linksrheinischen Gebieten könnten sich neue, unabhängige linksrheinische Staaten bilden, die sich selbst verwalten. Sie sollten durch ein „gemeinsames Zollsystem“ mit den „übrigen Weststaaten verbunden werden.“ Dies alles sei eine „reine Verteidigungsmaßnahme, eine erste Schranke gegen einen deutschen Einbruch.“[Anm. 1]

    Anmerkungen:

    1. Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart, Bd. 3, S. 333-337. Zur Rolle der Rheingrenze im historisch-politischen Denken Frankreichs vgl. die beiden Arbeiten: Werner Kern, Die Rheintheorie der historisch-politischen Literatur Frankreichs im Ersten Weltkrieg, Saarbrücken 1973 und: Franziska Wein, Deutschlands Strom – Frankreichs Grenze. Geschichte und Propaganda am Rhein 1919 – 1930 (= Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Bd. 33), Essen 1992. Zurück